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Mit Kindern über Demenz sprechen

Viele Enkelkinder erleben die Krankheit ihrer Großeltern hautnah mit und sollten daher entsprechend informiert werden.

Mit Kindern über Demenz sprechen

Kinder können und sollen angemessen über Demenz aufgeklärt werden. Bild: zvg

Die Beziehung zwischen Grosseltern und Enkelkindern ist oft besonders innig. Dies prägt die Beziehung zwischen den beiden Generationen stark. Grosseltern haben einen reichen Fundus an Erfahrung. Wer kann den Kindern besser vermitteln, wie gewisse Lebenssituationen gemeistert werden können, was sich im Umgang mit Menschen bewährt? Wer nimmt sich die Zeit, wenn die Kinder Sorgen haben? Oft übernehmen Oma und Opa diese Rolle.

Die ausgezeichnete Beziehung zwischen Grosseltern und Enkelkindern wird durch eine Studie des Generationen-Barometers des Instituts für Demoskopie Allensbach eindrücklich dokumentiert. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit. Enkelkinder schenken den Grosseltern Liebe und Wärme. Die Grosseltern erfahren einen neuen Lebenssinn, haben eine wertvolle und wichtige Aufgabe. Das Alter hat in unserer Gesellschaft nicht den Stellenwert, den es verdienen würde. Die Grosselternrolle hingegen ist eine gesellschaftliche Aufwertung, diese Aufgabe ist positiv besetzt. Erkrankt ein Grosselternteil an einer Demenz, sind die Enkelkinder stark betroffen. Die durch die Krankheit verursachten Veränderungen können grosse Irritationen, Gefühle der Ablehnung, des Liebesentzugs auslösen. Dass Grosseltern vergesslich werden können, ist für die meisten Kinder kein Problem.

Wenn jedoch Omas Telefon im Kühlschrank klingelt oder Opa mit dem Pyjama einkaufen gehen will, dann merken auch die Enkelkinder nachdrücklich, dass etwas Grundlegendes nicht mehr stimmt.

Aus diesem Grund ist es wichtig, die Kinder aufzuklären, dass es sich in diesen Fällen um eine Krankheit im Gehirn handelt, die ein solches Verhalten bewirkt. Sie müssen wissen, dass Menschen mit einer Demenz von Tag zu Tag vergesslicher werden, dass sie komische Dinge tun und sonderbare oder keine Antworten geben. Irgendwann einmal wissen die Patienten nicht mehr, wer sie selber sind, und kennen auch ihre Familienangehörigen nicht mehr. Kinder sollten auch wissen, dass heftige Reaktionen und sogar Aggressivität ein Erscheinungsbild der Krankheit sein können. Sonst besteht die Gefahr, dass sie die veränderten Verhaltensmuster ihrer Oma oder ihres Opas falsch deuten und die Schuld dafür bei sich suchen.

Trotz Demenz in guter Verbindung bleiben

Wichtig ist, den Kindern die Möglichkeiten zu zeigen, wie sie trotz dieser Krankheit in einer guten Verbindung mit Oma oder Opa bleiben können. Die Grosseltern werden mit viel Freude auch weiterhin mit ihren Enkeln singen, malen, spielen oder spazieren gehen, gemeinsam basteln. Alles, was die Grosseltern früher gerne getan haben, sind gute Anknüpfungspunkte. So eine schöne Verbindung kann noch lange Zeit gepflegt werden. Dabei helfen auch Enkeln einige Verhaltensregeln, wie zum Beispiel langsames und deutliches Sprechen in kurzen Sätzen, Oma oder Opa im Gespräch zu beobachten, ob sie das Gesagte verstehen, oder sie bei Fehlern nicht zu korrigieren. Kinder haben grundsätzlich durch ihre Spontaneität, ihre Offenheit und ihren Humor einen guten und natürlichen Zugang zu ihren demenzkranken Grosseltern. Es ist wichtig, dass mit den Kindern regelmässige Gespräche geführt werden. Es gibt eventuell offene Fragen, Ängste oder auch Zweifel. Denn Sterben und Tod ist untrennbar mit diesem Thema verbunden.

René Künzli, Terz Stiftung

Infoanlass am Samstag, 3. Mai, 14 Uhr, Thurgauerhof, Weinfelden; mit Andrew Bond und Katrin Hofer Weber Eintritt frei, Anmeldung über www.demenz-terzstiftung.ch oder Telefon 052 723 37 00